Berichte

Presseartikel

Theater von internationalem Niveau
Bekanntes Artistenpaar veranstaltet Workshop für Studierende

Er ist ein Träumer, und sie muss arbeiten. So beginnt die Geschichte. Am Ende sind beide ein erfolgreiches Paar auf der Bühne. So endet es. Die Rede ist von einer Aufführung des Stückes “ZweierCircus”. Die beiden Darsteller in dem pittoresken Schauspiel, Pierino und Olga, begeistern bereits seit vielen Jahren die Zuschauer. Am Dienstag, 16. November, werden sie um 19 Uhr ihr neues Programm in der Schlossaula vorstellen. Darüber hinaus werden die beiden international bekannten Künstler einen Workshop mit Studierenden des Fachgebietes Spiel und Bühne an der Universität Osnabrück durchführen.

“Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, dieses berühmte Duo nach Osnabrück zu holen. Immerhin haben die beiden 16 Jahre in Europas grösstem Zirkus, dem Zirkus Krone, gearbeitet”, erklärt der Osnabrücker Kunstpädagoge Prof. Peter Steineke. Pierino wurde an der Schweizer Dimitri Theaterschule ausgebildet, seine Partnerin Olga arbeitet seit vielen Jahren als Choreographin und Tänzerin. Sie ist Absolventin der Petersburger Ballett-Schule. Steineke erhofft für seine Studierenden zweierlei neue Erfahrungen: “Zum einen wird es spannend sein, die tänzerische Ausdruckskraft von Olga kennen zu lernen. Und andererseits bekommen wir durch Pierino neue Einblicke ins Objekttheater.”
Osnabrücker Zeitung, 7. November 2004

 

Bericht von der Niedersächischen Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychatrie und -psychotherapie, 2004

«Am Ende des Auftritts war ich sehr glücklich»

Psychosepatient, 17 Jahre

Liebe Olga, lieber Pierino,

hier nun endlich der versprochene Bericht über die Wirkung des Zirkusprojekts im Sommer 2004 in unserer Klinik.

An dem Zirkusprojekt in unserer Klinik im Sommer 2004 haben Patienten unterschiedlicher Stationen teilgenommen. Es handelte sich um Kinder und Jugendliche, die unter multiplen psychiatrischen Erkrankungen litten (HKS, Depressionen, schwere Zwänge, Asperger Autismus, ADS, Störungen des Sozialverhaltens, soziale Phobien, elektiver Mutismus).

Diese Kinder haben, bevor sie stationär oder teilstationär aufgenommen wurden, einen langen Leidensweg hinter sich gebracht. Die meisten sind in ihren sozialen Bezügen nicht mehr zurecht gekommen, konnten Leistungsanforderungen nicht mehr erfüllen. Das Eintauchen in eine Welt voller Zauber und neuer Erfahrungen hat die Kinder und Jugendlichen in ganz unterschiedlicher Weise berührt. Im Kontakt mit Euch, Pierino und Olga, erlebten die Kinder und Jugendlichen eine unvoreingenomme Akzeptanz ihrer Person, Menschen, die sie achteten und ernst nahmen.

Es entstand im nachfolgenden kreativen Arbeitsprozess oft eine gute Beziehung. Die Patienten lernten unentdeckte Seiten und Fähigkeiten an sich kennen. Sie lernten ein Ziel zu erarbeiten, frustrierende Situationen durchzustehen, Anspannungen (z.B. beim Auftritt) auszuhalten und spürten danach Entspannung, Stolz und das Gefühl etwas ganz besonders geschafft zu haben.

Die Besonderheit dieses Angebots bestand darin, ausserhalb des familiären und schulischen Kontextes sowie ausserhalb der therapeutischen Strukturen einen Raum zu schaffen, in dem Ressourcen und Entfaltungsmöglichkeiten einmal völlig anders freigesetzt und entwickelt werden konnten. Deutlich wurde dies in den Äusserungen der Patienten nach Teilnahme am Zirkusprojekt, indem sie über ihre Erfahrungen, ihre Anstrengungen und Glücksmomente berichteten. Auch Familienangehörige und Bezugspersonen sahen ihre “kranken Kinder” in einem ganz anderen Licht. Die Freude gaben alle Beteiligten an Freunde und Mitpatienten und Verwandte weiter. Einige Kinder und Jugendliche verfolgten auch nach Beendigung des Projektes ihr neu erworbenes Hobbys mit Begeisterung weiter.

Wir freuen uns schon auf das nächste Mal.

 

Bericht von der Waldorfschule Nürnberg, 2004

Sinnesschulung mit Olga und Pierino

Zwei Wochen lang haben die Tänzerin Olga und ihr Mann, der Clown Pierino, mit Schülern und zwei Erwachsenen gearbeitet, hart gearbeitet, wie ich es beobachtet habe.

Olga ist beim Steppen nicht müde geworden, die jeweiligen Figuren vorzutanzen, freundlich zu korrigieren, aufzumuntern. Schliesslich brachte sie ihre Schützlinge dazu, souverän auf der Bühne zu steppen. Viel auf einmal muss beim Steppen aktiviert werden: Orientierung im Raum, exaktes Beobachten, genaues Hören auf die Musik, ungewöhnliche Schrittfolgen behalten, rasches Bewegen, auf die anderen achten, kurz es ist ziemlich viel auf einmal zu koordinieren. Gleichgewichts – oder Orientierungssinn, Bewegungssinn, Lebenssinn, Tastsinn, Tonsinn, Sehsinn und Wärmesinn bekommen nicht nur bei Olga, sondern auch bei Pierino reichlich Anregung.

Pierino, der grössere Gruppen in die ersten Jonglierkünste eingeführt hat, ist ein Meister der Intuition geworden. Schnell erfasst er, wer welche Übung gerade braucht und so wechselt er sie ständig und denkt sich, der Situation entsprechend, neue aus. Allerhöchste Aufmerksamkeit breitet sich aus und wirkt bei einigen so tief, dass sie schweigend arbeiten können. Erholsam und doch so fordernd und anstrengend.

Wenn Pierino eine besondere Begabung bei der einen Schülerin oder dem anderen Schüler feststellt, dann bekommt die oder der gleich noch ein Quäntchen mehr zugemutet und so wächst bei allen die Freude am Üben und damit auch das Können. All seine Arbeit mit uns begleitete Pierino mit feinem Humor, auch erzählte er zwischendurch von seinen Erlebnissen beim Zirkus. Durch die Kulissen, die uns während des Übens umgaben und durch die Musik fühlten wir uns ja auch schon ein bisschen dem Zirkusvolk zugehörig. Viele, viele Kinder mit ihren Eltern füllten am Spätnachmittag des 22.10. den Blauen Saal und folgten fröhlich dem Programm. Mögen somit wieder Keime in die Kinderseele gelegt worden sein, die zum Wunsch reifen, in einigen Jahren auch Olgas oder Pierinos Schüler werden zu dürfen.

Gabriele Brons